Marias Bootsrestaurierung - der vierte Tag (der Entscheidungen)

Es ist zu einem kleinen Morgenritual geworden: Zähne putzen und ab zur Kippe, Schiffsmüll wegbringen. Heute waren es (nur) 40 kg. Gesamt bis jetzt 220kg. Am Schiff liegen jetzt noch das alte Klo und die Kühlbox und einige Elektrogeräte und Kabelkrams, zusammen geschätzte 60kg. Und zu Hause müffeln noch die alten Polster seit zwei Jahren vor sich hin - wir haben uns noch nicht getraut, diese zur Kippe zu bringen, weil die dort keinen gefährlichen Sondermüll annehmen und auch weil die Leute dort sehr nett sind.

Bisher bin ich davon ausgegangen, dass wir auf Marias Schiff einen Gaskocher einbauen.
  "Warum eigentlich Gas, Paps?"
  "Weil Gas schnell heiß wird, wenn du`s brauchst und weil man es nicht vorheizen muss und weil man es überall nachfüllen kann und weil es billig ist und, tja und weil irgendwie alle Gas haben."
  "Aber auf der Weltumsegelung hatten wir doch Petroleum, oder?"
  "Ja schon, aber das war auch irgendwie was anderes."
  "Aber Gas ist doch schwerer als Luft, oder?"
  "Ja? Äh, ja. Wieso?"
  "Und warum keinen Spiritus? Auf dem Schiff war doch ursprünglich ein Spirituskocher, oder? Wo ist der eigentlich geblieben?"
Ich mach`s mal kurz: Den Kampf Spiritus vs. Gas gewinnt der Alkohol nach dem Einsatz von Willenskraft durch Technischen Knockout. Alle anderen fossilen, chemischen, atomaren, festen oder flüssigen Brennstoffe, die auf diesem Planeten zur Essenserwärmung dienen könnten, hatten niemals auch nur den Hauch einer Chance. Für uns im Grunde eine Arbeitserleichterung: Jetzt müssen wir weder Gasleitungen verlegen, noch eine Backskiste für die Aufbewahrung der Flasche modifizieren.

Als ich grad draußen am Ruder irgendwas unter die Lupe nehme, klingelt mein Telefon. Einige Sachen, die wir zurzeit am köcheln haben, laufen zwangsläufig parallel und in diesem Telefonat ging es um unsere Goldschmiede in der Oldenburger Innenstadt. Wir hatten diesbezüglich verschiedene Optionen und in diesem Telefongespräch bekamen wir die Zusage für die von uns favorisierte.

Das Schiff ist jetzt fünfundvierzig Jahre alt und wahrscheinlich ebenso lange sitzt der gusseiserne Kiel unter dem Plastikrumpf. Gehalten wird der 740kg schwere Klotz von zwölf Edelstahlbolzen mit Durchmessern von 10 und 14mm. Der Kiel-Rumpfübergang gefällt mir nur zum Teil. An anderen Teilen, insbesondere im vorderen Bereich des Kielflansches, fehlt Dichtungsmasse und müsste ersetzt werden. Wie lange das an dieser Stelle schon ohne Dichtmittel ist und wie das Laminat und der Stahl im oberen Bereich des Flansches aussieht, weiß kein Mensch. Und erst recht die Bolzen. Sind diese in der Mitte vielleicht schon so dünn wie ein Zahnstocher? Wer weiß.
In dem Moment, wo ich gerade darüber nachdenke was ich tun soll, kommt ein Bootsbauer vorbei und sieht sich das an. Als er die Bolzenköpfe inspiziert, schiebe ich schnell ein, dass man an die Muttern der Biolzen im Inneren des Schiffes nur sehr schwer herankommt (was glatt gelogen ist, denn die Bolzen sind zwar einlaminiert und zum Teil mit Sperrholz verbaut, aber wir reißen ja eh alles raus, da kommt es dann auch nicht mehr drauf an. Das Ding ist nur, dass ich keinen Bock mehr darauf habe, im Schiff zu flexen). Er schlägt vor, an den Winkel von Rumpf und Kiel mit mehreren Lagen Laminat zu stützen. Dadurch wäre eine eventuelle Seitenbewegung abgefangen und überhaupt... man hat das Gefühl etwas getan zu haben. Und die Fuge zwischen Kiel und Rumpf kann man bei der Gelegenheit auch gleich mit dichtkleistern. Na gut, so machen wir das.

A, B, C, und 1, 2, und 3 heißen ab heute die Schappabdeckungen im Salon
Nächste Entscheidung: alle Kleberückstände vom Teppichboden in der Vorschiffskajüte und im Salon werden abgekratzt (und nicht mit Epoxyd übergepönt).

Auch wenn es länger dauert: Wir machen es doch lieber ordentlich 
Jeden Tag trudeln Pakete zu Hause ein: Epoxydharz, SVB, neue Filter für die Gasmasken, Elektronigzeug von eBay und Amazon und und und

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