Schimmel

Vor ein paar Tagen sind Maria und ich nach Hooksiel gefahren um das Schiff abzuplanen. Es ist schon fast vier Monate her, seit wir das letzte Mal am Schiffchen waren und ich befürchtete, dass es in der Zwischenzeit reingeregnet hat. Nach dem Öffnen des Schiebeluks erst einmal wieder Atemnot; der Gestank in Marias Pernod nimmt einfach nicht ab. Der Dieselgeruch wird zwar scheinbar schwächer (oder man hat sich inzwischen desensibilisiert), dafür hat sich etwas anderes mit untergemischt und reizt das olfaktorische System... dagegen ist großer nasser Hund Rosenwasser für die Nase.

Jetzt nur keine schlechte Laune bekommen, das bekommen wir schon hin. Früher oder später werden wir herausbekommen, woher der Gestank in diesem Schiff kommt. Just in dem Augenblick als es begann in meinem Gesicht und an den Armen zu jucken, fiel mir ein, dass ich noch einen Modellflieger und einen Akku im Auto hatte, so ein Zufall, nichts wie raus und an die frische Luft.

Als ich zum Boot zurückkehrte, saß Maria auf dem Niedergang und wies wortlos mit der Hand in den Innenraum. Sie hatte in der Zwischenzeit die Verkleidung (Teppichboden) in der Kajüte teilweise entfernt und darunter nicht nur alten Klebstoff, sondern auch Schimmel entdeckt, der sich großflächig unter dem Teppichboden und somit im gesamten Innenraum verteilt hat.




Gesundheitsschädigender Schimmel hat sich großflächig unter der Verkleidung (Teppichboden/Auslegeware) im Innenraum gebildet



Ich erringe mir gern aus dem größten Mist noch irgendetwas Positives. Dieses Mal fiel mir spontan nur wenig ein. Außer, dass wir uns das Abplanen des Schiffes geschenkt haben. Wozu noch die Arbeit? Und dass wir wissen, woher ein Teil des Gestankes stammt (hoffentlich. Nicht, dass wir noch irgendwo eine tote Ratte finden).

Lass uns doch mal die Optionen betrachten: verschrotten den Zossen, verkaufen, online versteigern, die Existenz des Schiffes ignorieren und/oder leugnen, tauschen, versenken, renovieren, abfackeln, von Grund auf neu aufbauen und noch mal von vorn anfangen, jemanden finden, der das Schiff betretbar machen kann (aber wem sollen wir so etwas zumuten?)

Egal, wofür wir uns am Ende entscheiden, eines steht jedenfalls fest: es gibt viel Schlimmeres, als ein bisschen Schimmel. Und wenn das alles einfach wäre, dann würde das jeder machen. Jetzt machen wir erstmal Ferien und Urlaub und feiern Weihnachten.

___________________________






Kommentare